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Motivation

Obwohl umweltfreundliche Verkehrsmittel in Mobilitätskonzepten herausgehoben thematisiert werden, wird der motorisierte Individualverkehr derzeit dominant praktiziert und führt zu hohen Schadstoff- und Lärmemissionen, Staus und Verkehrsunfällen und somit zu Raumnutzungskonflikten und Gesundheitsgefährdung der Bewohner:innen. Städte stellt dies vor große Herausforderungen, weil die Lebensqualität ihrer Bewohner*innen dadurch stark eingeschränkt wird. Angestrebt wird eine nachhaltigkeitsorientierte Verkehrswende, die u.a. in den Zielen nachhaltiger Entwicklung der Agenda 2030 zum Ausdruck gebracht wird. So soll generell die Aufenthaltsqualität in Städten gesteigert, die Umweltbelastung pro Kopf mit Blick auf Luftqualität gesenkt und die Zahl der Todesfälle, Verletzungen und Erkrankungen, zum Beispiel. infolge von Unfällen und Verunreinigung von Luft, verringert werden. Verkehr muss sich wandeln und grundsätzlich weniger und sicherer werden. 

Neben der Stärkung des bundesweiten ÖPNV, sollen lokale, flexible, komfortable und kostengünstige Mobilitätskonzepte auf kommunaler Ebene etabliert werden. Im Sinne einer ressourcenschonenden Quartiersentwicklung fällt der Förderung des Fahrrads dabei eine entscheidende Rolle zu. Im Gegensatz zum Automobilverkehr ermöglicht dieses Transportmittel einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, beeinträchtigt als sogenannter ruhender Verkehr weniger den Raum und ermöglicht vielen Menschen ohne Führerschein und Auto nicht nur eine Teilnahme am Verkehr, sondern auch eine höhere Lebensqualität. Städte wie Kopenhagen gelten als erfolgreiche Pioniere in der Integration von Verkehrskonzepten um das Fahrrad. Die Auseinandersetzung mit den Wünschen und Bedürfnissen Jugendlicher, in deren Lebensalltag das Rad eine meist größere Rolle spielt und die so ein entscheidender Repräsentant des sogenannten Langsamverkehrs sind, findet kaum statt. Dieses Defizit ist typisch für die meisten gegenwärtigen Initiativen der Verkehrswende, da Stadtplanungsprozesse in der Regel komplex, juristisch herausfordernd, sehr detailorientiert und vor allem langwierig sind.

 

Inhalt und Ziele

Partizipation wird als eine Voraussetzung für die Entstehung von Planungsmaßnahmen im Sinne eines kommunikativen Aushandlungsprozesses zwischen Akteur:innen der Lebenswelt und Fachkundigen gesehen. Weitere Potenziale werden in kreativen und unkonventionellen Problemlösungen junger Menschen gesehen, die dazu führen können, traditionelle Denkmuster in stadtplanerischen Prozessen aufzubrechen und eine zielgruppenorientierte Planung von Stadträumen zu ermöglichen. In Leitlinien der Stadtentwicklung wird der Anspruch von Kinder- und Jugendpartizipation dementsprechend herausgestellt. Zudem sind Planungsgrundlagen häufig nicht öffentlich zugänglich und es fehlen technische Mittel und teilweise die erforderlichen digitalen Kompetenzen, um (jungen) Bürger:innen zu ermöglichen, eigene Daten zu erfassen und zu publizieren und entwickelte Visionen kartographisch zu visualisieren. Das Ziel des Projektes besteht folglich darin, Jugendliche mittels digitaler Geomedien stärker mit ihren Perspektiven und Wünschen in den Diskurs über die nachhaltigkeitsorientierte Verkehrswende einzubinden. 

Konkret sollen Bürger*innen verschiedenen Alters kooperativ mittels digitaler Geomedien raumbezogene Daten zur Radverkehrsinfrastruktur in ihrem jeweilige Viertel selber erheben, in Bezug auf ihre Perspektiven digital analysieren, der Politik/Öffentlichkeit präsentieren und so aktiv im gesellschaftlichen Diskurs partizipieren. Damit werden die Konzepte des ‚Citizen Science‘ und ‚Spatial- Citizenship‘ angesprochen.  Die technische Basis bildet die für die Befestigung am Fahrrad und den mobilen Einsatz angepasste senseBox, einem am Münsteraner Institut für Geoinformatik entwickelten modularen Baukasten für Umweltmessungen, mit deren Hilfe die Jugendlichen wichtige Parameter wie den Abstand zum PKW-Verkehr, die Radwegqualität, Gefahrenstellen u.v.m. selber erheben können. Gemeinsam mit Expert*innen aus Wissenschaft, Unternehmen und Lokalpolitik werden die Daten und die daraus abgeleiteten Maßnahmen für die Öffentlichkeit digital aufbereitet und mit ihnen in einer Abschlussveranstaltung auf einem Podium diskutiert.